w e r k g r u p p e n

a different kind of writing

Die Arbeiten dieser gemischten Gruppe aus Künstlerbüchern, Fotografien, Drucken und überarbeiteten Frottagen beschäftigen sich mit natürlichen und künstlichen Zeichensystemen und der Art der aus ihnen lesbaren Information. 

rhythm and tides

Großformatige Rolldrucke auf Bütten, die sukzessive Bewegungsphasen überlagern. Vom flüssigen Medium zur festen Form entsteht das visuelle Echo einer Welle.

the superiority of nature

Die abstrakte Objektgruppe wendet Funktionsprinzipien der Natur wie Hohlformen,Teilungen, Faltungen, Ein- und Ausstülpungen an, um durch minimale Interventionen aus Autoschläuchen Skulpturen entstehen zu lassen, die an organische Formen erinnern. Sowohl die Formen als auch der Grundstoff Latex stehen für Patente der Natur. Die Gruppe untersucht, ob es möglich ist, das negativ konnotierte Industrieprodukt in einem fremden Kontext als ästhetisches Objekt wahrzunehmen und mit Formen und Phänomenen der Natur zu assoziieren.

tipping point

Diese Fotoserie dokumentiert unterschiedliche Stadien der Koexistenz von Pilzen und Bäumen auf der Suche nach dem Kipppunkt, von dem aus der Prozess irreversibel ist und zum Absterben des Baums führt. 
Die Serie spielt mit der sensorischen Verschiedenheit der Oberflächen von Fotografie und organischer Substanz. Die taktilen Erhebungen wirken in natura wie eine organische Braille-Schrift, die gleichzeitig Attraktion und Ekel auslöst. 

what the eye does not see

Was das Auge nicht sieht, schmerzt das Herz nicht. (Bernhard von Clairvaux)
Dieses Zitat erscheint so unwahr wie zynisch und motiviert eine genauere Beschäftigung mit der Wahrnehmung ungewollter Realitäten durch die unterschiedlichen Körpersinne. Es scheint für Menschen mit westeuropäischer kultureller Prägung leichter zu sein, visuellen Input auszublenden als andere Reize. Aufgrund von permanenter Aussetzung und der daraus resultierenden Abstumpfung haben Fotos ihre unmittelbare emotionale Wirkung verloren. Die Serie erforscht, ob mit KI geschaffene Bilder-die per Definition nicht real sind-als ästhetische Objekte rezipiert die verloren gegangene Verbindung zu unseren Emotionen wieder herstellen können. 
(Die Objekte dieser Serie sind in Teilen oder vollständig mit dem opensource Programm bing/microsoft entstanden.)

whose side are you on now?

Die Arbeiten dieser Gruppe beschäftigen sich mit Fragen von Identifikation und Zugehörigkeit in Kriegszeiten, die stets von Desinformation und Polarisierung begleitet werden. Graphit und Stempelfarbe auf Papier.

on the nature of human relations

Everything we think, do and refrain from doing is determined by our brain. From religion to sexuality, it shapes our potential, our desires and our characters. We don’t just have brains: we are our brains. (Dick Swaab). Die überarbeiteten Blinddrucke dieser Serie befassen sich mit Archetypen menschlicher Beziehungsmuster. Die frühe Prägung von Gehirn und Nervensystem entscheidet darüber, wie wir uns selbst und andere wahrnehmen und welche Qualität unsere Beziehung zu uns selbst und zu anderen bestimmt.

spring with no flowers

Die Serie Spring with no flowers versucht, den Übergang von Winter zu Vorfrühling graphisch darzustellen. Die kargen abstrakten Kompositionen brechen mit ikonographischen Frühlingsstereotypen und verzichten auf Florales und Buntes. Die Repräsentation reduziert sich auf erdige Farben und sparsame organische Linien und konzentriert sich so ganz auf die wesentliche Veränderung, die den Übergang von Winter zu Frühling einleitet: das andere Licht, das sich in Farbe und Stärke verändert und damit im Boden unbemerkt neues Wachstum stimuliert, lange bevor es überirdisch sichtbar wird. Mit Industriemarker überarbeitete Monotypien. 

the sixth extinction

They become what they are. Angeregt von Elizabeth Kolberts Buch „Das sechste Sterben – Wie der Mensch Naturgeschichte schreibt“ (2016), ist diese Gruppe von Collagraphien aus Plastikmüll enstanden. Sie enthält neben großformatigen Drucken eine Serie von acht kleineren Drucken, die die morphologische Vielfalt der leeren Hüllen von Haifischeiern nach dem Schlupf erforschen, sowie ein Faltbuch zum Thema genetischer Determinismus. 

metamorphoses

Nichts, so möchte ich glauben, verharrt lange im gleichen Zustand. (Ovid, Buch XV, 259) 
Die Metamorphosen orientieren sich vage an den Verwandlungen im Lebenszyklus von Insekten.  Eine Gruppe aus abstrakten Malereien mit Tusche  auf Leinwand, die teilweise mit unterschiedlichen Techniken und Materialien wie Rosshaar, Zwirn, Küchenkrepp und Leim überarbeitet sind.

signatures on water

Diese fotografische Serie ist der Versuch der visuellen Umsetzung eines seit dem Mittelalter angewandten Konzeptes: Die Signaturenlehre ist die Lehre von den Zeichen in der Natur, die als Merkmale auf innere Zusammenhänge hinweisen. Analogien bestehen demnach zwischen Form, Farbe, Charakter, Geruch, Geschmack, Standort, Entstehungszeit, humoralpathologischen und astrologischen Zuordnungen. 

shame – approaches to an unpleasant emotion

Shame cannot survive being spoken. It cannot tolerate having words wrapped around it. What it craves is secrecy, silence, and judgment. (B. Brown). Das aus sehr unterschiedlichen Materialien gefertigte Künstlerbuch verhandelt die Ambivalenz des angeborenen Affekts der Scham: einerseits wirkt dieser als notweniges soziales Korrektiv, andererseits bedroht er im Individuum den Selbstwert.

morays

Es fühlte sich nicht glücklich in dem rohen, blutrünstigen Dunstkreis der Muränen. (G. Wohmann) Die Serie ist eine Bearbeitung der zentralen Themen Bedrohung, Furcht und Schuld in Gabriele Wohmanns Kurzgeschichte „Muränenfang“. Der Fokus liegt dabei auf dem kindlichen Erleben und dem Unvermögen, seine Wahrnehmungen zu kommunizieren. Die Serie besteht aus teilweise collagierten Holzschnitten auf Bütten, die mit unterschiedlichen Techniken und Materialien überarbeitet sind.  

correlations

In den Objekten dieser Gruppe sind organische Materialien aus dem Wald wie Schwämme, benagte Knochen oder Astschnitt zu Klein-Plastiken verarbeitet, die auf bestimmte Analogien zwischen inneren und äusseren Strukturen und deren realen oder erfundenen Funktionen hinweisen. 

wings

Sie lähmen den Flügel des Vogels und verurteilen ihn, weil er nicht so schnell fliegt wie sie (Malcolm X).
Eine Serie aus abstrakten Materialdrucken auf Papier, die mit unterschiedlichen Techniken und Materialien überarbeitet sind. 

delusion

There are two kinds of light – the glow that illuminates and the glare that obscures. (James Thurber) 
Wissenschaftsfeindlichkeit, alternative Fakten und hermetische Glaubenssätze sind die Symptome einer narzisstischen Verblendung, die das Potential hat, die Gesellschaft zu spalten und Extremisten hervorzubringen. Die konzeptuellen Mixed Media Arbeiten dieser Serie thematisieren Selbstüberschätzung, Täuschung und den Unterschied zwischen (Selbst-)Erkenntnis und erratischer Überzeugung.

the messiah complex

Diese Serie von Kaltnadelradierungen mit Collage-Elementen ist angeregt von den Experimenten sog. freier Biohacker, die in Heimlaboren genetische Veränderungen an der DNA ihrer Haustiere oder sogar an sich selbst vornehmen. Inzwischen sind erste Heimbausätze zur Durchführung von DNA-Sequenzierung und Crispr-Technologien über das Internet frei verfügbar.

malignant ornaments

Die Arbeiten dieser Gruppe thematisieren den Kontrast zwischen der heiteren Ästhetik bildgebender Verfahren in der Medizin und den angstauslösenden Diagnosen, die auf diese scheinbar harmlosen Bilder folgen. Nachbearbeitete Drucke mit Fruchtpulpe.

no ideas but in things 

Die Qualität ästhetischer Erfahrung entsteht aus der Begegnung mit einem Objekt, das gleichzeitig ganz und versehrt ist, das keinen Nutzen besitzt und mit dem nicht zu rechnen war. (Dirk von Petersdorff über das Gedicht Perfection von W. C. Williams, Quelle F.A.Z.)
Der Versuch einer druckgrafischen Umsetzung der Poetik William Carlos Williams in elf Materialdrucken, teilweise mit Chine Collé aus marinem Plastik.

neurons and rhizomes

Selbsterkenntnis erfordert eine semiotisch-materielle Technologie, die Bedeutung mit Körpern verknüpft. (D. Haraway)
Gemischte Gruppe (2D und 3D): Mixed Media auf Papier und Leinwand mit Tusche, Pigmenten und Wachs.

superpositions

Der ursprünglich aus der Mathematik entlehnte Begriff der Superposition bezeichnet die Überlagerung unterschiedlicher Elemente. Er findet sowohl in den Naturwissenschaften, als auch in Psychologie und Linguistik Anwendung, um das Wirken und das Kräfteverhältnis unterschiedlicher Elemente in einem System zu beschreiben. Die sieben Materialdrucke erforschen das Verhältnis von Natur und Industrieprodukt, geometrischem Muster versus organischer Struktur, in sieben Anordnungen, um zu erproben, wann es zu Interferenzen kommt, die dafür sorgen, daß der Betrachter die beiden Elemente nicht mehr als Entität wahrnimmt, sondern als zwei konkurrierende Elemente, die sich stören, behindern, dominieren oder verdrängen.